Aus der Geschichte der St.-Pauli-Kirche

Foto: Jan Weichold

Die mit der Industrialisierung verbundene starke Ansiedlung von Menschen führte im Jahr 1880 zur Gründung der St.-Pauli-Gemeinde (im Jahr 1900 bereits über 20.000 Gemeindeglieder). Es entfaltete sich ein reiches Gemeindeleben mit Jünglings-, Jungfrauen- und Großmütterchenverein, Bibelstunden und einem Kindergottesdienst mit über 800 Kindern. Außerdem gab es eine rege diakonische Arbeit, zwei Diakonissen unterstützten z.B. die Gemeindeglieder bei der Krankenpflege.
Im Jahr 1889 wurde die St. Pauli-Kirche in nur 8-monatiger Bauzeit errichtet. Am 4. Februar 1891 wurde sie geweiht. Das harmonische, frühgotischen Formen nachempfundene Kirchengebäude des Dresdner Architekten Christian Schramm war eine dreischiffige Hallenkirche mit breitem Mittelschiff und schmalen Seitenschiffen mit Empore, das rund 1.000 Personen Platz bot. Der Turm war ursprünglich 78 Meter hoch.
Während der Bombenangriffe auf Dresden am Ende des zweiten Weltkrieges bekam die Kirche mehrere Treffer. Zunächst wurde während eines Luftangriffes am 16. Januar 1945 der Turm beschädigt. Die Angriffe im Februar überstand die Kirche unbeschadet. Jedoch wurde sie am 2. März wiederum getroffen und brannte aus. Nur der Rest des Turmes und die Außenmauern blieben erhalten.

Nach dem Verlust ihrer Kirche fand die Gemeinde zunächst in der Garnisonskirche eine Heimat, später im heutigen Kindergarten in der Eberswalder Str. 10. 1993 wurden die Räume in der Fichtenstraße 2 zu einem kleinen Gemeindezentrum umgebaut. Seitdem ist die Gemeinde hier zu Hause und feiert im Winter hier Gottesdienst.

Nach Enttrümmerung in den 1960er Jahren wurde die Kirchruine 1996/97 durch die STESAD, mit der seit dieser Zeit ein Pachtvertrag besteht, gesichert und teilsaniert. 1999 wurde der gemeinnützige Verein Theaterruine St. Pauli e.V. gegründet, um die Ruine als Veranstaltungsort für Theater und Konzerte zu entwickeln.

In den Jahren 2011/12 wurde die Kirchruine umfangreich saniert und bekam ein Glasdach. Seit 2013 feiert die Kirchgemeinde hier im Sommerhalbjahr wieder regelmäßig ihre Gottesdienste. So sehr sich das Leben der St.-Pauli-Gemeinde im Laufe der Jahre auch verändert haben mag, so sehr gilt doch auch heute der Leitsatz von der Einweihung der St.-Pauli-Kirche: „Unsere ganze Gemeinde mag ein lebendiger Gottesbau werden.“

Zurück